Brücke über die Gahlensche Straße in Bochum

Bauwerksentwurf: Dipl.-Ing. Knut Göppert

Funktion, Konstruktion und Gestaltung

Durch die Brücke über die Gahlensche Straße werden zwei parallele, versetzt laufende Wege fußgängerfreundlich in Form einer S-Kurve verbunden. Die schmale Fußgängerbrücke ist die elegante Überquerung eines tristen Konglomerats aus Bahnanlagen, Industriegelände und Restindustriebauten. Sie fügt dieser urbanen Brache ein positiv wirkendes Element hinzu, das dabei mit seiner „wilden“ Form durchaus der „wilden“ Umgebung entspricht.
Die S-Form, die sich aus der Wegeführung ergibt, ist bei der Tragwerkskonstruktion konsequent umgesetzt. Dabei wird das Prinzip der Hängebrücke zu einem räumlichen Tragwerk weiter entwickelt, bei dem die Pylone jeweils auf der konkaven Seite des stark gekrümmten Weges stehen und durch ihre Neigung die Tragwirkung betonen. Hierbei genügt ein einziges Tragseil, was die Konstruktion besonders leicht und filigran wirken lässt.

Die einseitige Lage des Seiltragwerkes verstärkt die Wirkung der S-Kurve auf raffinierte Weise durch stetig wechselnde Kurvenverschneidungen. Das Tragverhalten und die Funktion der Tragelemente sind trotz ihrer Komplexität gut ablesbar. Das Bauwerk ist frei von jedem Zierrat und beeindruckt allein durch seine Konstruktion.

Planungs- und Bauverfahren, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit

Die Brücke entstand im Ergebnis einer interdisziplinären Zusammenarbeit von Ingenieur und Architekt im Rahmen eines Wettbewerbs, der speziell für diese schwierige örtliche Situation ausgeschrieben wurde. Die Montage der Brücke erfolgte mit großen, vorgefertigten Brückenteilen, was angesichts der ungewöhnlichen Konstruktion einen angemessenen Kostenrahmen ermöglichte.

Der sparsamer Materialeinsatz, die robuste fugen- und lagerlose Konstruktion und der dauerhafte Korrosionsschutz der galfanbeschichteteten Seile führten dazu, dass die geplanten Baukosten unterschritten wurden und die Folgekosten für eine derartige Konstruktion relativ niedrig gehalten werden können.

Innovative Aspekte

Die Brücke über die Gahlensche Straße ist eine der ersten doppelt gekrümmten, einseitig gestützten Hängebrücken weltweit. Sie liefert einen ganz neuen Ansatz zur Weiterentwicklung gekrümmter Brücken. Bei dieser räumlichen Konstruktion wurden die gestalterischen und technischen Möglichkeiten, die heutige DV-Berechnungen bieten, voll ausgeschöpft. Das führte in Verbindung mit planerischer und technischer Fantasie zu einem eindrucksvollen und überzeugenden Ingenieurbauwerk, das aufgrund seiner innovativen Aspekte ein ausgezeichnetes Beispiel für Ingenieurbaukunst made in Germany darstellt.

Fazit:
Die Brücke über die Gahlensche Straße ist die erste doppelt gekrümmte, einseitig gestützte Hängebrücke überhaupt. Sie liefert einen ganz neuen Ansatz zur Weiterentwicklung gekrümmter Brücken. Das Tragverhalten und die Funktion der Tragelemente sind trotz ihrer Komplexität gut ablesbar. Das Bauwerk ist frei von jedem Zierrat und beeindruckt durch seine elegante Konstruktion. Als bewusster Gegensatz zu seiner Umgebung setzt es Maßstäbe für die zukünftige Entwicklung in diesem Stadtgebiet.