La-Ferté-Steg in Stuttgart

Bauwerksentwurf: Dr.-Ing. Matthias Schüller

Funktion, Konstruktion und Gestaltung

Der La-Ferté-Steg ist eine hochfrequentierte Verbindung zu Hallenbad, Schule und Festplatz über eine vierstreifige Straße mit mittig liegender Straßenbahntrasse hinweg. Den topografischen Gegebenheiten – steile Böschung südlich der Straße und flaches Gelände auf der Nordseite – passt sich das Bauwerk in einem gleichmäßigen, eleganten Bogen mit ca. 6 % Gefälle in hervorragender Weise an.

Das massive, weit auskragende Widerlager an der steilen Böschung steht in bewusstem Gegensatz zu der kaum sichtbaren Auflagerung am anderen Ende der Brücke. Dadurch entsteht der Eindruck, das Bauwerk wachse dynamisch aus der Böschung heraus, um dann flach in der Ebene auszulaufen. Dabei wird durch die ungewohnt schmale Ausbildung des südlichen Widerlagers ein sehr eleganter, leichter Eindruck erzeugt.

Der Entwurf sah einen besonders schlanken Überbau und sehr grazile Stahlstützen mit extremen Einschnürungen vor. Auch alle Details wie Geländer, Beleuchtung und Stützenfüße sind sorgfältig gestaltet. Dadurch wurde ein Ingenieurbauwerk geschaffen, an dem alles stimmig ist und das sich ausgezeichnet in seine Umgebung einfügt.

Planungs- und Bauverfahren, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit

Der La-Ferté-Steg in Stuttgart ist das Ergebnis der interdisziplinären Zusammenarbeit von Ingenieuren und Architekten im Rahmen eines Ingenieurwettbewerbs. Das 119 m lange Stahlbetonbauwerk wurde auf einem Lehrgerüst mit Schwindlücke 7-feldrig unter schwierigen örtlichen Randbedingungen gebaut.

Die Form der Brücke mit einem Radius von 53 m ermöglichte eine zwängungsarme Verformung in radialer Richtung, so dass die konsequent umgesetzte fugen- und lagerlose Bauweise möglich wurde. Dadurch entstand eine wartungsarme und nachhaltige Konstruktion.

Die starke Krümmung lässt eine Punktlagerung zu, mit der auch Torsionskräfte aufgenommen werden. Mit den nadelschlanken Stahlstützen wird dieses Prinzip im wahrsten Sinne auf die Spitze getrieben und dem Betrachter nachhaltig bewusst gemacht.

Innovative Aspekte

Innovativ ist die oben genannte fugen- und lagerlose Konstruktion.

Zur Beherrschung möglicher Temperaturverformungen werden die Stützen sehr schlank gehalten. Als Fußpunkte wurden nicht (wie in vergleichbaren Fällen üblich) Kugelgelenke, sondern ein wartungsarmes Stahlgelenk gewählt, das die notwendigen Verformungen durch eine Einschnürung und eine günstige Stahllegierung ermöglicht, was im Wesentlichen einem Betongelenk bei Stahlbetonkonstruktionen entspricht!

Fazit:
Der La-Ferté-Steg ist ein Ingenieurbauwerk, an dem alles stimmig ist und das sich ausgezeichnet in seine Umgebung einfügt. Die Form der Brücke mit einem Radius von 53 m ermöglichte eine zwängungsarme Verformung in radialer Richtung, so dass die konsequent umgesetzte fugen- und lagerlose Bauweise möglich wurde. Dadurch entstand eine wartungsarme und nachhaltige Konstruktion von außergewöhnlicher Eleganz, die nicht nur den Betrachter erfreut, sondern auch dem Benutzer ein besonderes Erlebnis bietet.