Preisträger 2014


Kategorie Straßen- und Eisenbahnbrücken


Preisträger: Eisenbahnbrücke „Gänsebachtal“

Die schwierige Aufgabe, eine über 1.000 m lange Brücke mit hohen Eisenbahnlasten über ein sehr flaches Tal zu führen, wurde mit der Gänsebachtalbrücke in herausragender Weise gelöst. Wegweisend für die neue Generation der Eisenbahnbrücken ist die Gestaltung der Brücke, denn hier wurde im Gegensatz zu den sonst üblichen massiven Querschnitten der Rahmenplanung der DB AG eine sehr leichte Konstruktion realisiert, die sich harmonisch in das Umfeld einfügt und den Blick von und zur naheliegenden Ortschaft freilässt. Der Wechsel von schlanken Rundstützen und aussteifenden Scheiben gibt dem Bauwerk neben dem Eindruck der Leichtigkeit ein markantes und unverwechselbares Profil, das offensichtlich auch von der Bevölkerung positiv aufgenommen wird.

Vorbildlich ist das Bauwerk auch hinsichtlich der Technik, denn hier wurde die wiederentdeckte integrale Bauweise, die früher bereits erfolgreich bei vielen Gewölbebrücken angewandt wurde, konsequent in moderne Bautechnik umgesetzt. Gelungen ist dies durch die innovative Idee, das lange Bauwerk in insgesamt 10 Blöcke aufzuteilen, die eigenständig alle Lasten und äußeren Einwirkungen in Längs- und Querrichtung aufnehmen, so dass keine Kräfte durch das gesamte Bauwerk weitergeleitet werden müssen. Die Abschnitte teilen sich in 8 Hauptblöcke von 112 m Länge mit Längs- und Quer¬aussteifungen sowie 2 Rahmenbauwerke mit Längen von 52 m an den Brückenenden auf.

Durch den damit möglichen Wegfall von aufwendigen und teuren Lagern, Fahrbahnübergängen und Schienenauszügen ist die gewählte Konstruktion außerdem wirtschaftlich und nachhaltig. Denn wo Verschleißteile vermieden werden können, fallen auch keine Erhaltungs- und Wartungsarbeiten an.

Technisch bemerkenswert ist im Übrigen auch die Tatsache, dass durch die Wahl der Konstruktion mit monolithisch verbundenen Unter- und Überbauten der Überbau sehr schlank ausgebildet werden konnte. Der als Überbauquerschnitt gewählte Plattenbalken ist im Vergleich zum sonst üblichen Hohlkasten eine sehr robuste Konstruktion, die sich als Vollquerschnitt auf einer Vorschubrüstung relativ leicht und mit guter Ausführungsqualität herstellen lässt. Durch die Wiederholung der Stützenformen in allen Teilabschnitten konnten außerdem die Schalungskosten durch mehrfachen Einsatz relativ gering gehalten werden. Insgesamt wurde damit ein gestalterisch und wirtschaftlich überzeugendes Bauwerk konzipiert, das sich im Wettbewerb gegen den Verwaltungsentwurf der DB AG durchsetzen konnte.

Die durch den Sondervorschlag notwendige Änderung des Planrechts und die Schaffung der technischen Voraussetzungen zur Erteilung der Unternehmens-internen Genehmigung sowie der Zustimmung im Einzelfall durch das Eisenbahn-Bundesamt erforderte eine enge Kooperation der Beteiligten. Insofern war hier ein besonderer Planungsprozess unter Termindruck erforderlich, der offensichtlich erfolgreich bewältigt wurde.

Die Gänsebachtalbrücke wurde für den Deutschen Brückenbaupreis 2014 nominiert, weil sich das Bauwerk durch die gewählte Konstruktion gelungen in die Umgebung einpasst und damit gestalterisch überzeugt. Besonders gewürdigt wurde, dass das Bauwerk mit seinen technisch innovativen Ansätzen einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu einer neuen Generation von Eisenbahnbrücken in Deutschland darstellt.


Auszeichnungen:


Hochbahnviadukt der U-Bahnlinie 2, Berlin

Die Instandsetzung des 1,7 km langen, denkmalgeschützten Stahlviadukts ist ein vorbildliches Beispiel für die Erhaltung und Ertüchtigung stark beanspruchter Bestandsbauwerke. Dank großartiger Ingenieurleistungen ist es dabei gelungen, das schon seinerzeit hervorragende Bauwerk im innerstädtischen Bereich mit innovativen Methoden funktional und ästhetisch tauglich für das 21. Jahrhundert zu machen.

Ingenieure: Prof. Dr.-Ing. Werner Lorenz, Dr.-Ing. Michael Fischer


Baakenhafenbrücke in der Hamburger Hafencity

„Die Baakenhafenbrücke ist eine elegante ‚langsame‘ Brücke, die zum Verweilen einlädt“, wie die Jury befand. „Die 170 m lange Verbindung zweier neu geplanter Wohngebiete hat das Potenzial, innerstädtische Landmarke zu werden. Das integrierte Aushubelement ist eine völlig neue Idee.“ Die Baakenhafenbrücke sei damit weltweit die einzige ‚minimal bewegliche‘ Konstruktion.

Ingenieure: BSe CEng Paul Rogers Dipl.-Ing. Henning Liebig


Kategorie Fuß- und Radwegbrücken


Preisträger: Erbasteg Bamberg

Für die Zeit des Neubaus der Kettenbrücke über den Main-Donau-Kanal zwischen der Gärtner- und Inselstadt des UNESCO-Weltkulturerbes der Stadt Bamberg war eine Behelfsbrücke für Fußgänger und Radfahrer zu errichten. Als zweijährige Interimslösung war im Jahr 2006 eine einfache stählerne Fachwerkkonstruktion vorgesehen.

2002 hatte die Stadt Bamberg den Zuschlag erhalten, die bayerische Landesgartenschau 2012 auszurichten. Dies sah man als Chance, das zwischen Regnitz und Main-Donau-Kanal brach liegende Gelände der ERBA (Erlanger-Bamberger Baumwollspinnerei und Weberei) mit der Landesgartenschau auf der Erba-Halbinsel im Norden Bambergs wieder zu beleben. Hierfür machte sich ein Haupterschließungssteg für Fußgänger und Radfahrer über einen zu einem Fischpass auszubauenden Altarm der Regnitz erforderlich. Damit sollten die Landesgartenschau und die künftigen universitären Einrichtungen und Wohnbauten auf der Erba-Halbinsel an das Uferwegenetz der Altstadt angebunden werden.

Aus diesen zwei Aufgabenstellungen erwuchs der Gedanke, trotz der unterschiedlichen Anforderungen an die beiden Brückenbauwerke die Bauaufgaben mit einem einzigen Bauwerk zu realisieren. Einerseits musste das Bauwerk als Interimslösung über den Main-Donau-Kanal wegen des dort einzuhaltenden Lichtraumprofiles eine freie Stützweite von 60 m aufweisen, andererseits war in der  Auenlandschaft des Fischpasses am Rande des Nordparks ein sich unaufdringlich einfügender Steg mit ca. 48 m Stützweite gefordert.

Realisiert wurden beide Bauaufgaben mit einer stählernen Kastenkonstruktion veränderlicher Bauhöhe, die in Bauwerksmitte lediglich 350 mm beträgt. Als Behelfsbrücke mit einer Stützweite von 60 m über den Main-Donau-Kanal wurde die in zwei je 30 m langen Teilen vorgefertigte Konstruktion auf der bestehenden Kettenbrücke verschweißt, mittels Zugstäben eine temporäre Unterspannung hergestellt und mit zwei 500-t-Kränen auf die vorbereiteten Hilfsstützen an den beiden Kanalmauern nördlich der Kettenbrücke eingehoben.

Nach der Verkehrsfreigabe der neuen Kettenbrücke Ende 2010 wurde die nunmehr entbehrliche  Konstruktion mittig getrennt, demontiert und an den endgültigem Standort zur ERBA- Halbinsel transportiert. Der Einbau der ERBA-Brücke Bamberg erfolgte hier in exponierter Lage als Dreifeldträger (ohne Unterspannung). Die Einspannung des Überbaus in den beiden kurzen Endfeldern ermöglicht die extreme Schlankheit von l/137. Schlanker geht es nicht! Die Brücke hat mit ihrer Schlankheit neue Maßstäbe für Eleganz, Leichtigkeit und Grazilität gesetzt und war die eigentliche Attraktion der Landesgartenschau. Die Akzeptanz bei der Bevölkerung ist außerordentlich groß. Schon während der nächtlichen Montage der Brücke ließen sich  zahlreiche Zuschauer trotz der vorgerückten Stunde nicht davon abhalten, den spektakulären Hubvorgang im Herzen von Bamberg mit eigenen Augen zu verfolgen.

Die Kosten von 6.500 €/m² für das Bauwerk sind im Hinblick auf die zweifache Nutzung unter völlig unterschiedlichen Randbedingungen als wirtschaftlich angemessen einzustufen.

Der ERBA-Steg Bamberg wurde für den Deutschen Brückenbaubreis nominiert, da die äußerst filigrane Konstruktion mit ihrem zweifachen Einsatz und dem damit verbundenen Wechsel des statischen Systems eine außerordentlich innovative Lösung für eine Fuß- und Radwegbrücke darstellt und zu einem Gradmesser für die Schlankheit von Brückenbauwerken geworden ist. In ihrer endgültigen Lage fügt sie sich mit ihrer eleganten Erscheinung angenehm und unaufdringlich in die Umgebung ein.


Auszeichnungen:


Max-Gleißner-Brücke, Tirschenreuth in der Oberpfalz

„Wie eine begehbare Holzskulptur quert die Spannbandkonstruktion den 75 m breiten neuen Stadtteich. Dabei ist eine leichtere Konstruktion kaum denkbar, auch jeder Laie versteht bei dieser Brücke den Kraftfluss. Eine Vollholzkonstruktion der besonderen Art,“ so die Jury.

Ingenieure: Dipl.-Ing. Wolfgang Strobl, Dipl.-Ing. Moritz Schloten


Bleichwiesensteg Backnang bei Stuttgart

„Die moderne Stahlkonstruktion über die Murr ist ein hocheleganter Brückenschlag zwischen modernem Wohngebiet und historischem Stiftshof. Die von Geländerseilen durchzogene Aussparung in der Mitte des Stahlhohlkastens verleiht dem Bauwerk Leichtigkeit und Prägnanz.“

Ingenieur: Dipl.-Ing. Andreas Keil